Das Fach Deutsch ist vielfältig wie kaum ein anderes: Es beschäftigt sich mit vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Tendenzen unserer Sprache, historischer und aktueller Literatur, mit Reden, Argumentationen, Gedichten, Erzählungen, Theater, Film – und natürlich auch mit Rechtschreibung und Grammatik. Und neben der „analytischen“ Seite unserer Sprache wird natürlich auch der kreative Umgang mit ihr unterrichtet.

Das Fach Deutsch wird in vier „Kompetenzbereiche“ unterteilt (die natürlich verbunden sind und z.T. ineinander übergehen:

  • Sprechen und Zuhören,
  • Schreiben,
  • Lesen – mit Texten und Medien umgehen sowie
  • Sprache und Sprachgebrauch untersuchen.

Um diese Vorgaben alters- und schülergerecht umsetzen zu können, haben wir am Ratsgymnasium ein Schulcurriculum entwickelt, das den Schülern in der Sekundarstufe I die grundlegenden Fähigkeiten vermittelt, die sie schließlich in der Sekundarstufe II zum Bestehen des Abiturs benötigen. Der Unterricht in Jahrgang 5 thematisiert z.B. zunächst „ich und meine neue Schule“, hier lernt man seine Klasse, die Gebäude, aber auch Regeln für Gespräche und den Umgang mit sich und anderen kennen. In enger Verzahnung mit unserem Methodentraining lernen unsere Schüler in diesem Bereich z.B. später noch Recherchieren, Gliedern, Präsentieren und Bewerten von Ergebnissen – „klassisch“ auf Papier, aber natürlich auch auf dem Computer bzw. Tablet.

Für die Jahrgänge 5 bis 7 werden Trainings in Deutsch angeboten, damit jeder die Chance hat, eventuelle Defizite aufzuholen. Später hilft eine nach Fehlerschwerpunkten sortierte Sammlung von Übungsmaterialien unseren Schülern, gezielt Probleme anzugehen und zu überwinden. Nicht zuletzt wird Schreiben bei uns auch als kreativer Prozess verstanden – Schreibwerkstätten, Dichterlesungen, eine Schülerzeitungs-AG u.v.m. bezeugen das.

Lesen und Medien nehmen in unserem Leben und natürlich auch am Ratsgymnasium eine wichtige Rolle ein – nicht nur bei unserem jährlichen Vorlesewettbewerb im sechsten Schuljahr. In allen sechsten Klassen werden zunächst zwei KlassensiegerInnen ermittelt, die dann in der Vorweihnachtszeit in der Schülerbücherei den Schulsieger „auslesen“. Bei diesem Schulentscheid wird die Vielfalt der Kinder- und Jugendliteratur deutlich: Die gelesenen Bücher handeln von Detektiven, Feen, Drachen oder Unterwasserwesen und entführen die Zuhörer in spannende und fantastische Welten. Der / die SchulsiegerIn vertritt dann das Ratsgymnasium beim Kreisentscheid, an dem alle Schaumburger Schulen teilnehmen. Hier konnten die VertreterInnen des Ratsgymnasiums auch schon als Sieger gefeiert werden. Große Unterstützung finden alle Lesebegeisterten im engagierten Team der Schülerbücherei, das immer gerne Wünsche und Anregungen für Neuanschaffungen annimmt, aber auch sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Klassische und aktuelle Lektüren helfen uns, die Welt aus ungewohnter Zeit und Perspektive zu verstehen. Über das Lesen im Unterricht hinaus hält eine eigene Schülerbücherei mit Schülercomputerarbeitsplätzen zahlreiche Bücher, Zeitungen und Zeitschriften bereit, die freundlichen Mitarbeiter helfen beim Recherchieren oder geben Tipps für klassische und/oder aktuelle Lektüren oder helfen im Umgang mit den Rechnern. Regelmäßig ist auch eine Jugendbuchausstellung am Ratsgymnasium zu Gast, wo kleine und große Leserinnen und Leser sich Anregungen holen können. Theater-, Ausstellungs- der Kinobesuche runden unser Angebot zum Thema Lesen und Medien ab.

Schließlich wird noch die Sprache selbst im Deutschunterricht untersucht – sei es auf grammatischer, sozialer, historischer, fachlicher, regionaler oder situativer Ebene. Unsere Schüler lernen so, angemessen und korrekt zu kommunizieren – und das mit großem Erfolg, wie uns ehemalige Abiturientinnen und Abiturienten immer wieder bestätigen!

Die Note setzt sich im Fach Deutsch, wie auch in allen anderen Fächern, aus schriftlicher und mündlicher Beteiligung zusammen. Schriftliche Leistungen (also Klassenarbeiten und in der Oberstufe dann Klausuren) gibt es im Schuljahr so viele wie Wochenstunden in Deutsch, also vier Klassenarbeiten bei vier Stunden und drei Klassenarbeiten bei drei Wochenstunden. Die schriftliche Leistung zählt zu 50%, wenn im Halbjahr zwei Arbeiten geschrieben werden, 40%, wenn nur eine geschrieben wird. Der andere Teil der Note ergibt sich aus der Beteiligung im Unterricht, eventuellen kleinen Tests, Referaten etc., der sogenannten „sonstigen Mitarbeit“. Zweimal pro Halbjahr werden die Schülerinnen und Schüler über ihren aktuellen Leistungsstand informiert, im November und April auch das Elterngespräch gesucht, wenn die Noten Anlass zur Besorgnis geben – damit noch rechtzeitig vor den Zeugnissen gegengesteuert werden kann.

Die Ergebnisse der IGLU-Studie von 2023, die konstatieren, dass ein Viertel aller Viertklässler keine ausreichende Lesefähigkeit aufweist, sind alarmierend. Da Lesen als elementare Schlüsselkompetenz zum Wissenserwerb und eigenständigen Denken über alle Fächergrenzen hinausgeht, setzt „Lesen macht stark“ an zwei Stellen an: Zuerst gilt es Stärken und Schwächen in Bezug auf die Lesefähigkeit jedes einzelnen Kindes herauszufinden, daran anknüpfend wird das Lesen mit Hilfe verschiedener Strategien und Methoden aktiv trainiert, angepasst an das jeweils verschiedene Niveau in den fünften und sechsten Klassen. Dass „Lesen stark macht“, wird dabei immer wieder erfahren.

Das Ratsgymnasium nimmt seit 2020 an dem niedersächsischen Modellprojekt teil. Fortlaufend werden an unserer Schule Lesecoaches ausgebildet, Deutschlehrer:innen, die das Projekt am Ratsgymnasium durchführen und weiterentwickeln. Derzeit wird mit Hilfe des digitalen Analysetools www.quop.de die Lesefähigkeit von Fünft- und Sechstkläler:innen regelmäßig erhoben. Immer wieder neu ergänzte, anregende Materialien werden im Unterricht zum Lesetraining eingesetzt. Auftaktgebend sind ab dem Schuljahr 2023/24 zwei Methodentrainings in Klasse fünf, die als Einstieg in die eigene Lesereflexion und zur Entwicklung nützlicher Lesetechniken dient. Die Zielsetzung ist so vielfältig, wie das Lesen selbst: Die Lesemotivation steht im Vordergrund, auch und gerade für schwächere Leser:innen. Darüberhinaus gilt es, Lesen als fächerübergreifende Grundfertigkeit zu festigen, an dieser Stelle weist das Projekt deutlich über das Fach Deutsch hinaus.

Am Ende der Unterrichtseinheit „Die Stadt und Ich: Lebensgefühl und Wahrnehmung in der Großstadt“ – Songs und Gedichte verstehen, untersuchen und gestalten“ hat sich die 8c mit dem Gedicht „Die Stadt“ von Theodor Storm auseinandergesetzt. Nach der inhaltlichen Erschließung und der Untersuchung sprachlich-gestalterischer Mittel haben die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen kreative Auseinandersetzungsmöglichkeiten mit dem Gedicht entwickelt und erprobt.

Neben einem Rollenspiel, in dem das Lyrische Ich auf einen alten Jugendfreund traf und von seinen Gefühlen zur alten Heimat berichtete oder einem Kurzfilm, der Besucher der „grauen Stadt am Meer“ interviewte, wurde auch eine Folge der Tagesschau gedreht, bei der ein Lyrikexperte das Gedicht „Die Stadt“ leicht verständlich und mit Witz erläuterte.

Weitere Produkte dieses gelungenen handlungs- und produktionsorientierten Lyrikunterrichts waren

  • eine Collage, die das Gedicht bildlich darstellt,
  • ein Comic, der die Stimmung in „Die Stadt“ zeichnerisch einfängt,
  • ein Audioguide, der in Kooperation mit zwei Sprachlernschülern einen multilingualen Zugang zum Gedicht ermöglicht und
  • eine Powerpoint-Präsentation, die die einzelnen Verse visuell veranschaulicht.

Am Ende waren sich alle einig: So macht Lyrikunterricht Spaß und ist darüber hinaus noch lernintensiv!